Mit Informatik lassen sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen.
Alterantive: Mit Informatik ist Simulation als dritte Methode in die Wissenschaft gekommen neben Theorie und Experiment.
Erklärung des Arguments
Das Wissenschaftsargument (Biblionetz:a1046) überträgt das Modellieren und Simulieren auf Wissenschaft und Forschung, also vom Lernen einer Einzelperson auf das Lernen der Gesellschaft. Die Wissenschaft kennt seit dem Altertum die Theorie als Methode zur Wissensgenerierung. Im Laufe der Zeit gesellte sich das kontrollierte Experiment als zweites Standbein dazu. In den letzten 20 Jahren hat sich dank Informatik und Computern Simulation als wichtige Erkenntnismethode neben Theorie und Experiment etabliert (Biblionetz:a00933) Viele Wissenschaftszweige – nicht nur in den Naturwissenschaften – haben eigene Unterbereiche mit Lehrstühlen und Ausbildungsgängen im Bereich Computational XY geschaffen: Computational Physics, Computational Biology oder Computational Linguistics. Der Urknall lässt sich nicht nachbauen, aber simulieren. Neue Proteine und Medikamente werden oft erst im Computer simuliert, bevor sie im Labor auch chemisch hergestellt werden. Neben Wetter- und Klimaentwicklungen werden auch menschliche Entscheidungen – seien dies Fluchtwege in Gebäuden oder die Kundenzirkulation in Warenhäusern – digital modelliert und simuliert. Simulation hat eine solche Bedeutung in der Wissenschaft gewonnen, dass Informatik wie Mathematik als Wissenschaftspropädeutik ins Gymnasium gehört.
Quelle: Beat Döbeli Honegger (2015). Mehr als 0 und 1 (Biblionetz:b06000)
Diskussion der Formulierung des Arguments
Simulation ist ein kleines Thema - Wir hatten im Skype auch andere 'wichtige' wie z.b. die Modellierung (nicht OO, Datenbanken, oder XML sind schon schwer genug) - oder wenn ich sehe, dass ich an der KSSO im Informatik Fortsetzungskurs (2. MAR) 8-10 Lektionen aufwenden muss um nur die wesentlichen Grundlagen der Digitalisierung zu setzen: Bit + Code > Zeichen + Syntax > Daten + Semantik > Information + ... VincentTscherter
Dieses Argument betrifft m.E. in der Praxis nur einen Teil des Fächerkanons; während ich in der Physik sehr viele Möglichkeiten für Simulationen sehe, sind sie z.B. in Deutsch oder Geschichte eher begrenzt; in diesen Gebieten wird auch selten bis nie (aus offensichtlichen Gründen) mit wiederholbaren Experimenten gearbeitet. Vorschlag: Wäre Naturwissenschaften nicht treffender als "Wissenschaft"? Und wie steht es mit dem Begriff "Simulation" selbst? Wo ist die Grenze zu "Modell"? -- PascalSchuppli - 15 Sep 2009
Naturwissenschaft wäre mir zu eng. Auch Soziologie, Politologie etc. arbeiten mit Simulationen. -- BeatDoebeli - 22 Oct 2012
Inhaltliche Diskussion des Arguments
Weshalb muss ich (=Normalbürgerin...) das als Informatik wahrnehmen: ich finde es gut, dass Simulationen gemacht werden können (Osterinsel-Holz, Hase-Fuchs-Population), inwiefern muss ich wissen, wie das vor sich geht? Oder verstehe ich da etwas falsch? JacquelinePeter
Mit einer ähnlichen Begründung wie Du im Gymnasium Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik gehabt hast. Auch da könnte man argumentieren, dass das eher nice to know als need to know-Themen seien... -- BeatDoebeli - 22 Oct 2012
Meine Überlegungen zur Allgemeinbildung beziehen sich fürs Erste auf die Matur. Diese garantiert Hochschulreife. Für viele Wissenschaften ist Simulation ein wichtiges Werkzeug, also sollten zukünftige Studierende propädeutisch an dieses Werkzeug herangeführt worden sein. BeatDoebeli
Bin nicht einverstanden, siehe oben, Begriffsdefinition "Wissenschaft": Ich sehe Simulation momentan noch als ein Nischenthema; ich glaube, dass die wenigsten Maturanden später Simulationen benötigen, geschweige denn selbst welche bauen (obwohl sicherlich viel Potential für Simulationen da wäre). Deshalb finde ich das WissenschaftsArgument eher schwach, wenn es um Allgemeinbildung geht. -- PascalSchuppli - 15 Sep 2009
Neben der Theorie, die schon aus dem Altertum stammt, und dem Experiment, das man seit der Renaissance kennt, ist durch die Informatik eine dritte wissenschaftliche Methode geschaffen worden: Man kann den untersuchten Vorgang simulieren. Damit ergeben sich ganz neue Möglichkeiten: Den Urknall etwa kann man nicht als Experiment bauen, aber er lässt sich simulieren. Das heisst, man kann ein virtuelles Modell bauen.