Modul Medienpädagogik und ICT: Neue Medien im Unterricht 2009
Programm
Begrüssung
Liebe Studierende,
Wir (Urs Büeler, Beat Döbeli Honegger und Iwan Schrackmann) möchten Euch herzlich im Modul Medienpädagogik und ICT: Neue Medien im Unterricht begrüssen. Wir freuen uns, mit euch dieses Semester zu arbeiten und die Potenziale und Herausforderungen von (neuen) Medien im Lehrberuf auszuloten.
Zu Beginn eine Geschichte von Seymour Papert (Biblionetz:p00192), dem Schüler von Jean Piaget (Biblionetz:p00027) und Erfinder der Programmiersprache Logo:
Man stelle sich eine Gruppe von Zeitreisenden aus einem früheren Jahrhundert vor, unter denen sich ein Kreis von Chirurgen und ein weiterer Kreis von Lehrern befindet, beide ganz gespannt darauf zu erfahren, wieviel sich in ihrem Beruf seit hundert Jahren oder mehr verändert hat. Man stelle sich weiter die Verwirrung der Chirurgen vor, wenn sie sich plötzlich im Operationssaal eines modernen Krankenhauses wiederfänden. Sie würden zwar erkennen, daß wohl irgendeine Art Operation durchgeführt wird, könnten sich vielleicht sogar denken, um welches Organ es geht; sie würden jedoch in den meisten Fällen nicht recht schlau daraus werden, was der Chirurg erreichen will oder welchen Zweck die vielen seltsamen Instrumente haben, die er und das Operationsteam verwenden. Die wie Rituale anmutenden Handlungen bei Sterilisierung und Anästhesie, das Piepsen der elektronischen Geräte, ja selbst die hellen OP-Lampen, alles, was heute jeder aus dem Fernsehen kennt, würde auf sie äußerst befremdlieh wirken.
Die zeitreisenden Lehrer würden auf das Klassenzimmer einer modernen Grundschule ganz anders reagieren. Sie würden sich vielleicht über einige unbekannte Gegenstände wundern. Sie könnten vielleicht feststellen, daß sich einige Standardmethoden geändert haben - und hätten wahrscheinlich unterschiedliche Meinungen darüber, ob dies Veränderungen zum Guten oder zum Schlechten seien - sie würden jedoch den Sinn der meisten Vorgänge vollkommen verstehen und könnten den Unterricht ohne größere Schwierigkeiten selbst weiterführen.
Ich erzähle dieses Gleichnis, um einen ungefähren Eindruck davon zu geben, wie ungleich sich Fortschritt über die gesamte Breite des geschichtlichen Wandels verteilt. Als Folge des rasanten Wissenszuwachses bei Wissenschaft und Technik in der jüngsten Vergangenheit hat in einigen Bereichen menschlichen Tuns ein radikaler Wandel stattgefunden. Telekommunikation, Unterhaltung und Verkehr gehören ebenso zu diesen Bereichen wie die Medizin. Schule ist ein bemerkenswertes Beispiel für einen Bereich, der davon nicht betroffen ist. Man kann zwar nicht sagen, daß sich die Art, wie wir unseren Schülern Bildung vorsetzen, in keiner Weise geändert hat. Natürlich haben auch hier Veränderungen stattgefunden; durch mein Gleichnis wird jedoch deutlich, was die meisten von uns ohnehin über unser Schulsystem wissen: Ja, es hat sich verändert, aber nicht so, daß sich sein Wesen von Grund auf gewandelt hätte.
Das Gleichnis wirft die Frage auf: Warum gab es in einem Zeitraum, in dem so viele Bereiche menschlicher Aktivität revolutioniert wurden, keine vergleichbare Veränderung bei den Methoden, mit denen wir unseren Kindern beim Lernen helfen?
Seymour Papert im Buch
Revolution des Lernens (
Biblionetz:b00226), 1993
Mit diesem Modul möchten wir die im Gleichnis von Seymour Papert aufgeworfene Frage aus verschiedenen Perspektiven betrachten und zu beantworten versuchen. Dabei sind (neue) Medien einerseits Thema, andererseits aber auch Werkzeuge des Moduls.
Auf einen guten Semesterbeginn!
Urs Büeler, Beat Döbeli Honegger und Iwan Schrackmann
Kurzbeschrieb
Dieses Modul geht auf mediendidaktische und medienpädagogische
Fragen ein. Dementsprechend werden Medien als Lernmittel wie auch
als Unterrichtsgegenstand betrachtet. Die Studierenden setzen sich
zum einen mit dem adäquaten Einsatz von audiovisuellen und informationstechnischen
Medien im Unterricht auseinander. Sie lernen die
spezifischen Potentiale verschiedener Medien kennen und können
ihre Medienwahl und ihren Medieneinsatz didaktisch begründen. Zum
anderen bearbeiten sie exemplarisch eine medienpädagogische
Fragestellung, um die Bedeutung der Medien für die Lebenswelt von
Kindern und Jugendlichen wie auch spezifische mediale Wirkungen
besser einschätzen zu können.
Ziele:
- Medienpädagogik: Die Auseinandersetzung mit medienpädagogischen Themen ermöglicht es den Studierenden, die Bedeutung der Medien für die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen sowie spezifische mediale Wirkungen einzuschätzen. Sie können exemplarisch eine medienpädagogische Frage (z.B. mediale Gewalt) erörtern und ihre Meinung begründen.
- Mediendidaktik I: Sie können digitale Medien im Unterricht zur Unterstützung von Lernprozessen gezielt und adäquat einsetzen. Sie können den Einsatz von Medien begründen und Variationen aufzeigen.
- Mediendidaktik II: Sie kennen Einsatzmöglichkeiten des Computers und des Internets im Unterricht, reflektieren den zusätzlichen Nutzen (Mehrwert) gegenüber anderen Medien und kennen didaktische Settings (z.B. WebQuest). Sie kennen auch Gefahren bzw. Missbrauchsmöglichkeiten der Internetnutzung in der Schule und (vorsorgliche) Massnahmen.
- Präsentationstechnik: Die Studierenden können Präsentationen kompetent mit digitalen Medien erarbeiten und präsentieren.
- Video im Unterricht: Die Studierenden kennen die Potentiale des Videoeinsatzes im Unterricht wie auch problematische Aspekte, welche die Informationsaufnahme und -verarbeitung der Schülerinnen und Schüler stören können. Sie können Videos bzw. Filme didaktisch sinnvoll in eine Lernsequenz einbetten.
Pflichtlektüre
Verschiedene Artikel und Broschüren werden den Studierenden ausgehändigt bzw. auf Blackboard zum Download angeboten.
Leistungsnachweis
Sie weisen ihre Kompetenzen in einer Arbeit und regelmässiger Präsenz nach. Das Modul wird nur angerechnet, wenn Sie mind. 80% der Veranstaltungen besucht haben.
Die genaue Beschreibung des Leistungsnachweises finden sie in
Blackboard.